Valverde endlich Weltmeister

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Alejandro Valverde ist endlich Weltmeister! Der Routinier aus Spanien hat bei der WM in Innsbruck-Tirol seiner langen, beeindruckenden Karriere die Goldkrone aufgesetzt. Vor einer gewaltigen Zuschauermenge verwies er Romain Bardet, Michael Woods und Tom Dumoulin im Sprint eines Quartetts auf die Plätze. 

Das Straßenrennen der Herren bildete bei strahlendem Sonnenschein das große Finale der UCI Straßenrad WM 2018 in Innsbruck-Tirol. Nachdem über 120.000 Besucher beim Rennen der Damen für Gänsehaut-Stimmung sorgten, platzten der Startort Kufstein, der Zielort Innsbruck und die Fanzonen am Sonntag mit 270.000 Gästen aus allen Nähten. Insgesamt besuchten über 600.000 Zuschauer die Titelkämpfe in Tirol. Auf die Profis warteten am Schlusstag 258,5 Kilometer mit 4.670 Höhenmetern. Gespannt blickte die Sportwelt nach den „Olympia-Runden“ vor allem auf den schweren, bis zu 28 Prozent steilen Schlussanstieg auf die „Höttinger Höll“.

Sagan steigt vorzeitig vom Rad

Nach einer hektischen Anfangsphase setzten sich rasch elf Profis vom Hauptfeld ab. Bis zum Anstieg Gnadenwald bauten sie ihren Vorsprung auf bis zu 20 Minuten aus. Während vor allem die Österreicher sowie Franzosen und Briten dafür sorgten, dass sich der Rückstand des Feldes verringerte, schrumpfte die Führungsgruppe immer mehr. Der dreifache Weltmeister Peter Sagan aus der Slowakei konnte rund 90 Kilometer vor dem Ziel das Tempo im Hauptfeld, wo weiterhin die Österreicher dominierten, nicht mehr halten und stieg vorzeitig vom Rad. 

Van Avermaet attackiert

Rund 50 Kilometer vor dem Ziel setzte sich ein starkes Trio um Olympiasieger Greg Van Avermaet, Oscar Fraile und Damiano Caruso aus dem Feld ab. Der Rückstand zur Spitzengruppe lag da nur noch bei vier Minuten. In der vorletzten Runde verloren Daniel Martin, Simon Yates und Michał Kwiatkowski den Anschluss ans immer kleiner werdende Hauptfeld. Unterdessen wurden die letzten beiden Spitzenfahrer Asgreen und Laengen, die sich seit Beginn des Rennens in der Führungsgruppe befanden, am Anstieg nach Igls – 20 Kilometer vor dem Ziel – gestellt. Die gefürchtete „Höttinger Höll“ rückte näher und mit Vincenzo Nibali und Greg Van Avermaet verloren zwei weitere Favoriten den Anschluss. Ebenso war zu diesem Zeitpunkt kein Österreicher mehr im Spitzenfeld. 

Showdown auf der „Höttinger Höll“

Dann begann der 28 Prozent steile Schlussanstieg auf die „Höttinger Höll“. Es formierte sich eine dreiköpfige Spitzengruppe um Valverde, Bardet und Woods, der immer wieder das Tempo vorgab. Moscon kämpfte verbissen, musste aber letztlich abreißen lassen. Dumoulin blieb in Sichtweite und erwischte das Spitzentrio noch kurz vor dem Ziel. Im Sprint zog der 38-jährige Routinier Alejandro Valverde von vorne an und fuhr nach sechs WM-Medaillen (2x Silber, 4x Bronze) zu seinem ersten WM-Titel: „Die Wahrheit ist, das ist unglaublich! Ich habe viele Jahre um dieses Gold gekämpft und meine Teamkollegen haben mich heute perfekt unterstützt. Wir waren in jeder Rennsituation vertreten. Zum Glück konnte ich den Zielsprint gut kontrollieren und eröffnete ihn 350 Meter vor dem Finish. Es war ein Sieg für die gesamte spanische Mannschaft und für alle Leute, die mich jahrelang unterstützt haben. Ich bin sprachlos nach meiner ersten Goldmedaille, so oft war ich knapp dran. Die Emotionen über den WM-Titel, noch dazu vor so einer gewaltigen Zuschauerkulisse, waren beeindruckend!“

Konrad: „Stimmung war besser als bei Tour de France!“ 

Die ÖRV-Profis konnten sich nicht im Spitzenfeld halten. Als bester Österreicher landete der Oberösterreicher Michael Gogl mit 5:56 Minuten Rückstand an der 45. Stelle. Im Ziel meinte er: „Wir haben versucht, unsere Taktik umzusetzen. Es war irrsinnig heiß und viele Fahrer hatten Probleme mit Krämpfen – ich leider auch in der letzten Runde. Unseren Kapitän Patrick Konrad beutelte es leider schon in der vorletzten Runde her. Unser Ziel war ein Platz in den Top-Ten, das haben wir nicht erreicht. Aber trotzdem haben wir uns als Mannschaft gut präsentiert. Das war heute einer meiner schwersten Tage auf dem Fahrrad.“ Patrick Konrad beendete als zweiter ÖRV-Profi das Straßenrennen an der 59. Stelle: „Das war leider nicht mein Tag heute. In der vorletzten Runde bekam ich arge Krämpfe, damit war das Rennen für mich gelaufen. Es war so unglaublich hart. Absolute Motivation brachten die tausenden Fans. So eine Atmosphäre wie heute habe ich noch nie bei einem Radrennen erlebt, und ich war schon bei einigen Weltmeisterschaften, Tour de France und Giro d’Italia dabei!“

Story: Innsbruck-Tirol Rad-WM 2018 / Bettini Photo

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